Das Lehrlabor der Biolaborant:innen

Die Lehrlabore der ETH Zürich unterstützen wir die Lernenden bei der Vertiefung des theoretischen Wissens und der Entwicklung praktischer Fähigkeiten und fördern so ein optimales Lernumfeld. Die gut ausgestatteten Lehrlabore tragen zur hohen Qualität der Grundausbildung bei und bieten den Lernenden eine Grundlage für ihre berufliche Zukunft.

Heute werden wir das Lehrlabor der Biolaborant:innen besuchen. Das Interview führen wir mit Angela Leu, die stv. Leiterin Lehrlabor / Berufsbildungsverantwortliche der Laboranten EFZ Fachrichtung Biologie.

Wie bist du zur Berufsbildung gekommen?

Ich studierte ursprünglich an der Universität Basel Molekularbiologie und habe danach in verschiedensten Laboren gearbeitet. Eines Tages merkte ich, dass ich gerne nicht nur wissenschaftlich Arbeiten möchte, sondern vermehrt auch im sozialen Bereich und der Lehre. Aus diesem Grund hängte ich das Lehrdiplom für das Fach Biologie und eine Zusatzqualifikation für die Berufspädagogik an. Danach arbeitete ich in verschiedenen Gymnasien und gab praktische Kurse an der Universität Zürich für Schulklassen der Sekundarstufe I und II. Dort fasste ich dann den Entscheid, in Zukunft in der Berufsbildung tätig zu sein. Der perfekte Mix aus Praxis und Theorie, sowie die Zusammenarbeit mit jungen interessierten Leuten.

Wie sieht der typische Alltag eines Lernenden im Lehrlabor aus?

Der Alltag der Lernenden unterscheidet sich im ersten halben Jahr bei uns gegenüber einem späteren Zeitpunkt.

Im ersten halben Jahr bieten wir Kurse, wo man die Grundlagen der Biologie lernt. An einem solchen Kurstag beginnen wir den Tag gemeinsam um 8:00 Uhr im Lehrlabor und schauen uns das Tagesprogramm an. Nachher besprechen wir die Experimente, die an diesem Tag durchgeführt werden. Je nachdem führen wir Berechnungen durch, klären Verständnisfragen oder übersetzen Protokolle von Englisch auf Deutsch. Anschliessend fängt der Tag im Labor an. Dieser kann unterschiedlich lange dauern, manchmal geht die Arbeit im Labor bis zum Mittag, manchmal den ganzen Tag. Die Lernenden arbeiten mit den unterschiedlichsten Labormaterialien und Geräten. Sie brauchen manuelles Geschick, da im Labor viel mit den Händen gearbeitet wird. Am Schluss des Labortages dokumentieren die Lernenden die ganzen Arbeitsschritte in Form eines Laborjournals und machen Auswertung am Computer.

Auf was dürfen sich die Lernenden besonders freuen?

Wir arbeiten mit biologischem Material und man kann faszinierende Sachen beobachten. Beispielsweise mikroskopieren die Lernenden lebendiges Material, züchten Bakterien und verändern sie dann gentechnisch. Jeder Tag bei uns ist sehr abwechslungsreich und voller Bewegung, wir verbringen nie acht Stunden am Computer.

Was ist dir an der Ausbildung besonders wichtig?

Die Lernenden in der eignen Selbstständigkeit zu fördern. Sie lernen, wie sie selbst Experimente planen, wo sie die benötigten Informationen einholen und wie sie das Gelernte später in der Praxis einsetzen. Es gibt oft viele Möglichkeiten, damit ein Experiment oder Versuch funktioniert – nicht nur einen richtigen.

Kannst du mir etwas über die Geschichte des Lehrlabors erzählen?

Zusammen mit Thomas Bucher bin ich seit 2019 im Lehrlabor Biologie; zuvor wurde es rund zwanzig Jahre lang von zwei anderen Personen geführt. Es gab seit 2019 einen Wandel in der Thematik, wir widmen uns heute vermehrt der Molekularbiologie.

Was hebt die ETH Zürich deiner Meinung nach von anderen Lehrbetrieben ab?

Bei uns ist im Beruf Laborant:in Fachrichtung Biologie besonders, dass wir Rotationsplätze haben. Nach der Grundausbildung im ersten halben Jahr und einem halbjährigen Einstieg in einem Labor am ersten Rotationsplatz, wechseln die Lernenden im 2. Lehrjahr in ein anderes Labor, also in eine komplett neue Umgebung mit neuen Berufsbildner:innen, Arbeitskolleg:innen und einer anderen Thematik. Im letzten Jahr wechseln die Lernenden nochmals in ein anderes Labor. Bei uns ist zudem das internationale Umfeld besonders: In den Laboren wird oft Englisch gesprochen und man hat die Möglichkeit, andere Kulturen kennenzulernen. Einzigartig ist auch unser Einführungskurs im ersten halben Jahr: Nach dem überbetrieblichen Kurs, findet der weiterführenden Einführungskurs statt, in welchem in einer kleiner Gruppen Lernenden verschiedenste Methoden genauer angeschaut werden. In diesem Kurs beschäftigen wir uns unter vielen weiteren Themen, mit der Kultivierung von menschlichen Zellen und der Entschlüsselung der DNA.

Zum Schluss: Was rätst du in Sachen Bewerbung? Worauf achtest du besonders und gibt es absolute «No-Gos» in einer Bewerbung?

Ganz wichtig ist: Wenn Lernende Schnupperberichte oder eine Schnupperlehrbestätigung von verschiedenen Berufen haben, sollten sie diese unbedingt beilegen. Ausserdem ist es immer schön, wenn man die Motivation der Schüler:innen für diesen Beruf spürt und die Person sich mit diesem Beruf identifizieren kann.

Wir hoffen, dass du etwas Neues über das Labor der Biolaborant:innen kennengelernt hast und in der nächsten Story erfährst du etwas über das Lehrlabor der Elektroniker:innen.

Autor: Eddy Chen, kaufmännischer Praktikant EFZ

Schreibe einen Kommentar